Die erste Gebirgsbahn in Deutschland wurde 1856 in Dresden von der Albertsbahn AG gebaut und der Streckenname „Hänichener Kohlezweigbahn“ verrät
auch gleich den Zweck dieser geschichtsreichen Bahn. Mit maßgebend zum Bau dieser 12 Kilometer langen Trasse war die Bahnlinie Dresden - Tharandt,
womit die ursprünglichen Planungen einer Streckenführung von Dresden-Niedersedlitz durch das Lockwitztal entfiel.
Der Windberg – zugleich Namensgeber der Strecke – mit dem einst
aufliegenden Windbergschacht, sowie acht weitere, direkt angeschlossenen Kohlebergwerke, lieferten etliche Tonnen Steinkohle zum Transport in die naheliegende
Stadt Dresden.
Die Besonderheit dieser Strecke liegt in ihrer Trassierung, ein Werk von Guido Brescius (1824-1864), leitender Ingenieur der Albertsbahn AG. Um die Baukosten möglichst niedrig zu halten, passte er die Bahntrasse an die bestehenden Geländeverhältnisse an. Das Ergebnis ist eine sehr kurvenreiche Strecke, die fast durchgehend mit 25 Promille ansteigt. Um den Aufstieg vom Weißeritztal auf die Höhen des Osterzgebirges zu bewältigen, war für den Abschnitt von Freital-Birkigt nach Dresden-Gittersee eine Streckenlänge von 5,3 km notwendig - bei einer Luftlinie von nur 1,7 Kilometer.
Die auf der Strecke eingesetzten Lokomotiven mussten eigens hierfür konstruiert werden. Besonders berühmt wurde die Baureihe 98.0 ("Kreuzspinne"), eine von der Firma Hartmann in Chemnitz gebaute Tenderlok der Bauart Meyer. Diese trug von 1910 bis zur Ausmusterung 1968 die Hauptlast des Verkehrs auf der Windbergbahn. Eine Maschine hat sich erhalten und kann heute im sächsischen Industriemuseum Chemnitz besichtigt werden.
Die Streckentalwärts beförderten Kohlenmengen wurden nach Ausbeutung der Zechen - insbesondere ab 1879 - geringer, wobei noch bis etwa 1930 die
Kohlenförderung im Bereich des Döhlener Becken andauerte.
Um die nach Schließung der Zechen entstandene Armut zu lindern, wurde die Strecke bis 1907 für den regulären Personen- und Güterverkehr ausgebaut. Im Folgejahr erfolgte die Verlängerung bis Possendorf; in der Bevölkerung ist die seitdem auch unter dem Spitznamen "Possendorfer Heddel" bekannt.
In der Nachkriegszeit wurde jedoch zur Oberbaugewinnung der hintere Streckenteil ab Kleinaundorf abgebaut, bereits 1957 wurde der komplette Personenverkehr eingestellt. Dass ein Teil der Strecke überlebte, ist der SDAG Wismut zu verdanken.
Diese nutzte den verbliebenen Teil zum Transport von Uranerz zur Aufbereitungsanlage in Gittersee bis zur Schließung der Anlage 1965. Anschließend sorgten die bis 1989 in Gittersee gewonnene Urankohle für die Sowjetunion, sowie weitere Anschließer für einen regen Güterverkehr.
Gegen 1993 wurde der Güterverkehr endgültig eingestellt, bis zur Sperrung der Strecke 1998 gab es regelmäßig sehr beliebte Sonderfahrten, die durch den Windbergbahn e.V. organisiert wurden. Der von einigen Lokalpolitikern geforderte Umbau der Trasse zu einem Radweg scheiterte am Engagement vieler Eisenbahnfreunde und der Tatsache, dass die Strecke seit 1980 den Status eines technischen Denkmals besitzt.
Als „Sächsische Semmeringbahn“ ist die kurvenreiche Bahnstrecke bereits von Beginn an durch das legendäre Zitat des sächsischen Königs Johann vom 15. April 1857 bekannt.
Zugleich wurde die Windbergbahn mit den jeweils an Sonntagen angebotenen Gebirgslustfahrten auf den nur einfach umgerüsteten Kohlehunten von der Bevölkerung geschätzt -
bis diese 1872 polizeilich verboten wurden. Erst mit dem regulärem Personenverkehr kamen auch ab 1912 Reisezugwagen zum Einsatz, welche die besonderen Anforderungen an die engen Kurvenradien erfüllen.
So auch die vier eigens für diese Strecke gefertigten „Windbergbahnaussichtswagen“ der Waggonfabrik Bautzen, welche bis 1970 zum Einsatz kamen. Einer dieser Wagen überlebte als Bauzugwagen und ist nach langjähriger Restaurierung seit 1997 wieder betriebsfähig. Zukünftig soll dieser vom Windbergbahn e.V. auf der Museumsbahn Freital-Birkigt - Dresden-Gittersee zusammen mit einer Kleinlok (Kö 4500) eingesetzt werden.
Der bereits abgebaute Streckenabschnitt zwischen Dresden-Gittersee und Possendorf dient seit den 1990'er Jahren als Rad- und Wanderweg und erfreut sich reger Nutzung. Die mit Ausnahme des Bahnhofs Bannewitz erhaltenen Gebäude wurden nach und nach restauriert und einer Nachnutzung zugeführt.
Lektorat: Johannes Töpler, Text: Dennis Köthur