Streckenvogel
Dokumentation stillgelegter Eisenbahnstrecken
von Dennis Köthur

Brexbachtalbahn

Stillgeglegte Eisenbahnstrecke Nr. 3032 zwischen dem Rheintal (Neuwied-Engers) und Westerwald (Siershahn)

Eine verwunschene Eisenbahnstrecke im naturbelassenen Flusstal, mit sieben Tunnel, zahlreichen Viadukten, einer Zweigstrecke und belegen zwischen dem sonnigen Rheintal und dem kalten Westerwald — das ist die „Brex“ bzw. die Bahnstrecke Nummer 3032, also die Brexbachtalbahn.

Die Bahnstrecke steigt auf den 21,6 Kilometern – genau wie die bekannte „Kasbachtalbahn“ – in einem Flusstal von der Rechten Rheinschiene in Neuwied-Engers, auf den Westerwald in Siershahn bzw. mit Anschluss an die Unterwesterwaldbahn. Nun hat aber die benachbarte „Kasbachtalbahn“ von Linz/Rhein nach Kalenborn bzw. Flammersfeld, die 300 Höhenmeter Differenz in nur neun Kilometer erreicht, womit diese bei 5,7 % Steigung auch eine Steilstrecke ist. Im Gegensatz dazu mäandert die Brexbachtalbahn konstant die 230 Meter Höhendifferenz durch die waldreiche Landschaft, weshalb auch deren Planung über zehn Jahre in Anspruch nahm und erst nach vierjähriger Bauzeit 1884 eröffnet wurde.

Diese Vorteile sicherten der noch Anfang der 1980er Jahre sanierten Brex lange Jahre umfangreichen Güter-, insbesondere Tonverkehr aus den Gruben im Westerwald. Sogar der zweiggleisige Ausbau oder eine Entlastungsstrecke durch das Sayntal nach Selters, waren Anfangs des Jahrhunderts im Gespräch, was aber unter anderem kriegsbedingt entfiel. Die im Keilbahnhof Grenzau abzweigende Stichbahn nach Hillscheid bliebt bis zur deren Gesamteinstellung 1972 ebenfalls mit vielen Produkten der Tonindustrie im Betrieb. Einst war diese ab 1909 als „Hillscheider Bahn“ gebaute Strecke nach Hör-Grenzhausen als Nebenbahn bis nach Lahnstein projektiert, jedoch wurde nur im Jahre 1911 eine Verlängerung auf insgesamt sieben Kilometer bis nach Hillscheid verwirklicht und die über Neuhäusel und Arensberg geplante Trasse blieb Option. Bereits wenige Jahre nach der Stillegung (1972) erfolgte der Gleisrückbau bis Hör-Grenzhausen bzw. 2009 ein Teilstück für einen Straßenausbau im Ort.

Dieser Vorgang stand auch im Jahre 2007, mit dem auslaufen des Trassensicherungsvertrag für die schöne Brexbachtlbahn an, denn hier ruhte schon seit über zehn Jahren der Verkehr. Das wurde durch den seinerzeit in Bendorf neugegründeten Verein „Brexbachtalbahn e.V.“ verhindert, indem dieser seit Sommer 2007 im Ehrenamt den Bahndamm von Grünwuchs befreit und eine Reaktivierung anstrebt. Alleine schon die bessere Anbindung an die Burg Sayn, mit dem Schmetterlingsgarten oder dem Kloster, sondern auch der große Pfadfinder-Lagerplatz befürworten einen Tourismusverkehr. Konkret steht die fehlende Bahnübergangssicherung von der erst im Jahre 2000 errichteten Brauereistraße in Bendorf dagegen, denn die Stadt will keiner Kostenübernahme zustimmen. Finanzielle Mittel für den Straßenbau waren hingegen ausreichend vorhanden. Als Gegenstimme sind auch manche Anlieger unzufrieden, welche lärmenden Güterverkehr wie einst befürchten.

Der Personenverkehr wurde bereits im Mai 1989 aufgegeben, obwohl die beiden Städte Grenzau und Ransbach/Westerwald ihren Schienenpersonennahverkehr dadurch verloren. Gleichwohl gab es noch etliche Sonderfahrten auf der reizvollen Strecke, was 1994 mit der Gesamtstillegung – nebst der Reststrecke nach Hör-Grenzhausen – vorerst beendet war. Lediglich die drei Kilometer von Siershahn bis zur Ladestelle Ludwig wurden bis 2004 für den Güterumschlag genutzt, sogar zum Bau der Neubaustrecke Köln - Frankfurt, welche die Trasse bei KM 19 überquert. Das die Brexbachtalbahn reichlich Potenzial alleine im Fremdenverkehr besitzt, erkennt der Zuschauer bei den Bildern voll besetzter Züge, aus den Jahren 2009 bis 2013, mit den Sonderfahrten von Siershahn nach Grenzau. Auf dem ersten Bahnhoffest Pfingsten 2009, erteilte der Landesverkehrsminister die Sondergenehmigung für vier Jahre. In den nächsten Jahren wird sich das Ereignis wiederholen, wenn es erneut legendäre Zugfahrten auf der Brex zum genießen gibt!

Anbei ein Bilderbogen vom Trassenablauf im Frühjahr 2007

Bilder und Text: Dennis Köthur

Bildergalerie:

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