Streckenvogel
Dokumentation stillgelegter Eisenbahnstrecken
von Dennis Köthur

Der »Balkanexpress«

Bahnstrecke (Wuppertal-Oberbarmen —) Remscheid-Lennep — Opladen / Nummer 2700 („Balkantrasse“/„Balkanexpress“)

Erster Teil von Remscheid-Lennep nach Wermelskirchen aus Februar 2008

Manch ein Leser aus Hessen denkt beim Stichwort „Balkanexpress“ gleich an die ebenfalls abgebaute Bahnstrecke von Haiger nach Breitscheid — jedoch ist hier die direkte Verbindung von Remscheid im Bergischen nach Opladen im Rheinland gemeint.

Beim Bahnbau vor über hundert Jahren mäanderte die vorerst nur eingleisig gebaute Bahnstrecke durch vorwiegend landwirtschaftlich geprägtes Gelände. Nach und nach kamen Ansiedlungen hinzu und so entwickelte sich die Strecke, besser als erwartet, zu einer wichtigen Alternativbahn von Köln nach Wuppertal. Aufgrund des größeren Frachtumschlags wurden die Bahnhöfe Bergisch Born und Wermelskirchen erweitert sowie ab 1910 die Trasse kreuzungsfrei und zweigleisig ausgebaut. Im Volksmund erhielt die Bahnlinie den Namen „Balkanexpress“, weil sie trotz der großen Nachbarstädte durch ein bis heute eher naturbelassendes Seitental verläuft.

Die nunmehr zehn Jahre alten Bilder in der Galerie zeigen noch die vollständigen Gleisanlagen, welche anschließend (ab 2010) für den Radweg abgerissen wurden. Zuvor erfolgte — nach Aufhebung des Status als „strategische Strecke“ — der erste Rückbau in Wermelskirchen zugunsten einer zwei Kilometer langen Straßenumgehung (Bundesstraße 51) für die Innenstadt. Der letzte (Güter-)Verkehr erfolgte in diesem Abschnitt bis Ende der 1990er bzw. bis zur Stillegung im Jahr 1997. Dabei gab es eigentlich schon konkrete Pläne die Bahnstrecke wieder für den Personenverkehr zu reaktivieren, sogar zu elektrifizieren. Das neuere Zentralstellwerk in Opladen war dafür immer vorbereitet.

Der ursprünglich geplante Zugverkehr direkt nach Köln wurde (bis auf wenige Ausnahmen) nie gefahren. Reisende mussten jeweils in Remscheid und/oder in Opladen umsteigen. Stattdessen wurde bereits ab den 1930er Jahren ein Omnibusverkehr direkt nach Köln angeboten. In den 1950er Jahren wurde dann das zweite Gleis demoniert und die Anzahl der Haltepunkte reduziert. Trotz gleichzeitiger Erhöhung der Streckengeschwindigkeit wurde der Personenverkehr schlecht angenommen, ein täglicher Taktverkehr wurde nicht gefahren und das Angebot sukzessiv ausgedünnt, bis schon 1983 zwischen Hilgen und Wermelskirchen bzw. bis 1994 der Restbetrieb nach Opladen / Remscheid-Lennep ganz eingestellt wurde.

Heute, zehn Jahre nach dem Gleisrückbau, wird aufgrund des massiv angestiegenen Autoverkehrs und der erhöhten SPNV-Nachfrage über einen Wiederaufbau bis Wermelskirchen diskutiert …

Weitere Aufnahmen folgen demnächst mit Teil II (von Wermelskirchen nach Hilgen).

Bilder und Text: Dennis Köthur

Streckenkarte

Bildergalerie:

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