Der ehemalige Zielbahnhof Ålgård, dieser eigentlich als Hauptbahn geplanten Bahnlinie zwischen Stavanger und Oslo (Projekt Sørlandsbane), mag den meisten Lesern unbekannt sein. Aber der kleine Bahnhof in Figgjo wird hingegen eher bekannt sein — denn dort existiert seit den 1940er Jahren die Figgjo AS Porzellanmanufaktur mit einem Werksverkauf. Selbstredend war das einst, neben der großen Wollfabrik mit Gleisanschluss, ein wichtiger Güterkunde der nur 12 km langen „Stichstrecke“. Weitere Gleisanschlüsse gab es zur Betonelementen-Firma Spenncon Sandnes im benachtbarten Foss-Eikeland, sowie zu zwei Trafostationen in Holane bei Ganddal. Somit rollte noch bis zum Jahr 2001 Schienengüterverkehr auf den ersten vier Streckenkilometern, jedoch gab es bereits 1988 zwischen Figgjo und Ålgård die totale Betriebseinstellung. Eine kleine Eisenbahnbrücke musste aufgrund Platzmangels des Straßenverkehrs zurückgebaut werden, wobei das Bauwerk erhalten bliebt, indem ein Teil des Bahndammes abgetragen wurde.
Der gering genutzte Personenverkehr entfiel zehn Jahre nach der Umspurung auf 1435 mm (Normalspur) bereits im Jahre 1955, schließlich war einst die Trasse als Fernbahn mit einer Spurweite von 1067 mm errichtet und nicht als Nebenbahn in eine größere Stadt, wenngleich Älgård bereits 1000 Einwohner aufzuweisen hatte. Zudem war die ganze Gegend im Eröffnungsjahr 1924 kaum besiedelt, was sich mittlerweile enorm durch den Zuzug als Umland von Stavanger geändert hat. Eine bis Ende der dreißiger Jahre geplante Verlängerung nach Helland kam deshalb auch nicht zur Ausführung, weil alternativ die Jærbanen ausgebaut wurde.
Hier spiegelt sich das Schicksal vieler Bahnstrecken wider, weil beim Bau grundsätzlich Interessen der Güterkunden erster Rang war, sodass beim Frachtrückgang gleich die Kompletteinstellung erfolgte. Nun hätte hier das geschichtliche Ende, mit einem Abbaudatum stehen können — dank der „Ålgårdbahn-Freunde“ ist das Kulturdenkmal gerettet. Bereits 1999 wünschte sich die Vereinigung eine Reaktivierung und veranstaltete im selben Jahr eine erfolgreiche Sonderfahrt bis zur Brücke in Figgjo. Der Traum einer ordentlichen SPNV Reaktivierung ist seit den letzten Jahren konkret herangereift und steht seit 2012 auf der Agenda — eigentlich offensichtlich, bei aktuell mehr als 13.000 Einwohnern entlang der Trasse.
Die Gleisanlagen sind vor allem in einen gutem Zustand, weil direkt nach der Verkehrseinstellung ein kleiner Personenkreis Draisinenfahrten unternahm, woraus sich später die offizielle Draisinenvermietung mit einem Eisenbahnmuseum in Figgjo entwickelte. Also wer noch mit der Draisine die Ålgårdbanen befahren möchte, sollte sich beeilen – eine Reaktivierung kann jederzeit erfolgen!
Die beigefügten Bilder sind während der Skandinavien-Studienreise der I.G. Draisinenfahrten im Sommer 2017 entstanden.
Bilder und Text: Dennis Köthur